Autoritärer Charakter und Impfpflicht

Zum autoritären Charakter gehört auch die Schuld-Verschiebung:
Immer sind die Anderen an etwas schuld, notfalls die Umstände …

„An allem sind die Juden schuld“* ging mir durch den Kopf, als ich die nächste Argumentation für die Impfpflicht hörte, von jemand, den ich durchaus in mehreren Arten für gut Denkfähig hielt: Für ältere Semester die historische Fassung: Friedrich Holländers Text gesungen von Annemarie Hase:

An allem sind die Juden Schuld“ ist ein satirisch-politisches Lied von Friedrich Holländer aus dem Jahr 1931. Die Musik dazu stammt von Georg Bizets ‚Habanera‘ aus der Oper Carmen.

Ähnlich logisch verhalten sich etliche „Strategen“: Als wären die Ungeimpften an der 4. Welle schuld, als wären es nicht die dümmlichen autoritären Vorschriften, die uns vorgaukelten, die Kinder und Jugendlichen wären in den Schulen nicht gefährdet, wären nicht Überträger in die Familien, die Eltern in die Betriebe … und alles wäre schönes Glühwein- Weihnachtsmarkt-Rummel-Konsum-Glück.

Pech gehabt? Nein, Wahlen …

… und die gingen leider so schräg aus, dass das Klima von / vor der FDP zu retten ist, und vielleicht hilft dann noch die Hannah Ahrendt Akademie – allerdings grade von Anon gekapert, in der sich die Impf- Kritiker und Viren-Leugner vom Rubikon sammeln, und: Nein, sie nicht verantwortlich für die 4. Welle!

Sie sind ein Teilchen, vielleicht auch Opfer wie der Hauptkommisar Hilz, der den Bayrischen Landtag dann doch nicht aus den Angeln hob: 204.135 Stimmen sind ein Fünftel der geplanten Million in Bayern, aber damit auch ein klares Zeichen der Moblisierbarkeit, die seitdem auf Veranstaltungen weiter gesunken ist.

Befehle erzeugen Auswege

Als wären wir im Land nicht über die Jahrhunderte an Adels- und Pfaffen- bzw. Fürst-Bischofs-Herrschaft mit Hexenverbrennungen und 30-jährigem Konfessionskrieg gewöhnt: Dann machen wir es eben anders.

So lange uns keiner erwischen kann … hatten wir einen fröhlichen Sommer, uns mit Fahrrad und im Garten vergnügt, die Impf-Papiere und App nutzengelernt und meinten, in einen schönen Kino -Theater-Konzert-Herbst zu gehen … und jetzt sollebn die paar ungeimpften Schuld sein?

Die Kinder und der Betrieb der Kitas und Schulen waren plötzlich heilig, obwohl sie meistens weder Luftfilter und digitale Ausweich-Möglichkeiten angeboten haben, damit die Eltern arbeiten gehen können? Da hatten schon etliche Bedenken, manche Vorsorge getroffen, aber sie haben die höchsten Werte in den derzeitigen Ansteckungen, und die vollen Intensiv-Betten mit dem schwindenen unter-bezahlten Pflege-Personal geben uns die Rote Ampel.

Heilung von Autoritäts- und Erziehungsschäden

Bevormundung und Diktaturen hinterlassen bleibende Schäden: Die Achtung auf die eigenen Gefühle, Empfindungen, Ideen bleiben auf der Strecke: Auch Meinungs- und Medien-Gleichklang verstören unsere eigene Denkfähigkeit.

Zum autoritären Charakter gehört auch die Schuld-Verschiebung: Immer sind die Anderen an etwas schuld, notfalls die Umstände …

Schuld-Verschiebungen helfen nicht, sie sind ein Symptom

„An allem sind die Juden Schuld“ ist ein satirisch-politisches Lied von Friedrich Holländer aus dem Jahr 1931. Die Musik dazu stammt von Georg Bizets ‚Habanera‘ aus der Oper Carmen. https://www.youtube.com/watch?v=PPznfiB5OJ0

Die Heilung von Autoritäts- und Erziehungsschäden: Die Idee von Augusto Boal für ein Zentrum in Paris inspirierte mich …

https://fritz-letsch.blogspot.com/2020/12/heilung-von-autoritats-und.html

Nach seinem ersten kurzen Exil in Portugal bekam Augusto Boal einen Lehrauftrag an der Sorbonne in Paris und plante mit etlichen Leuten dort ein „Zentrum zur Heilung von Autoritäts- und Erziehungsschäden.

Neben den neuen Methoden des Forumtheater sprach mich das enorm an:

Als Sohn eines SA-Mannes, der an der Ostfront 1942 einen „Fuß verloren“ hatte und ab 1943 deshalb als gelernter Schreiner an der TU München noch eine Umschulung zum Berufsschullehrer bekam, hatte ich, wie die beiden Brüder, die Erziehung des Postfaschismus bekommen:

Es galt das Alte aus dem „3. Reich“ weiter, ohne die Worte des Führers zu benutzen, ab 1950 waren wieder die alten Mächte in ihren Ämtern, Beamte, Juristen, Polizei, Geheimdienste und dann die Neue Reichswehr, bis heute Tradition.

Den kirchlichen Aufbruch des Konzils 1963 in die 1970er Jahre erlebte ich als Ministrant und verarbeitete ich im Ketzerbrevier

Das Ketzerbrevier eines Altöttinger Ministranten „denn sie wissen nicht, was Liebe ist“ rechnet mit der antikommunistischen Kirchenstruktur des letzten Jahrhunderts ab … http://www.agspak-buecher.de/Fritz-Letsch-denn-sie-wissen-nicht-was-Liebe-ist

Befreiende Pädagogik lernte ich im Studium der Gemeinde- und Religionspädagogik kennen, wie auch die Befreiungstheologie, später folgte noch eine Befreiung von der Theologie.

Mit Augusto Boal lernte ich in München 1981 und Berlin ff bis 1999 und in Linz 2004

http://Slideshare.net/FritzLetsch/cto2

Gestalttherapie, und das Lernen in Gruppen und politische Supervision mit Rolf Schwendter (ab hier noch Baustelle)

Von den Unterdrückten her denken

Wer sind die Unterdrückten?

Wann kam das Wort „aus der Mode“?

Die 1.Internationale und Bakunin

hatte noch nicht die zentralistische Orientierung, die Marx und Engels mit dem Ausschluss von Michail Bakunin und der Jura-Assoziation betrieben: Die Diktatur des Proletariats und die Befreiung durch eine Partei

Was später Rosa Luxemburg, der früheren SPD-Kämpferin als „Luxemburgismus“ vorgeworfen wurde, ihre angeblichen Fehler waren Diskussionen mit Lenin über den Kurs in der Partei … bis zu ihrer Ermordung im Januar 1919. ==== von der Pädagogik der Unterdrückten von Paulo Freire ====

die aus Brasilien in den 1970er Jahren über kirchliche Kreise nach Deutschland kam und der Arbeit mit Augusto Boal und dem Theater der Unterdrückten

die über viele Jahre von 1981 an in München zu erleben war, zuletzt 1999 im Rathaus als „Legislatives Theater“ als angewandte gemeinschaftliche Forschung in Gruppen und in öffentlichen Aufführungen

zur Heilung von Autoritäts- und Erziehungsschäden und zu den diversen, feministischen und queeren Bewegungen, die heute dafür von reaktionären Kräften angegriffen werden, wie in der Sexualpädagogik. Die Engführung als „marxistisch“ durch Öffnen für kritische Dialoge wie mit Michail Bakunin und Rosa Luxemburg exemplarisch in die Geschichte einbringen …

Kritische Wissenschaft Heute (@KritWiss_Heute) twitterte um 10:55 AM on Sa., Dez. 05, 2020: Die Kritische Psychologie ist maßgeblich in Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse nach Freud und als Versuch ihrer Weiterentwicklung entstanden.

Hier eine persönliche Sicht auf den Zugang zu beiden: https://t.co/UANphCFWA9 (https://twitter.com/KritWiss_Heute/status/1335160736113364992?s=03)

Den Blick ausweiten: Psychotherapien Die Geschichte der Kritischen Theorie entstand im Exil in den USA: Nach der Rückkehr in das postfaschistische Täuschland hatte die „Frankfurter Schule“ wieder hauptsächlich mit der Psychoanalyse zu tun, weil Psychologie an den Hochschulen und die neuen humanistischen Methoden der Psychotherapien noch nicht verbreitet waren.

Kodierung und Dekodierung

beschreibt das System, mit dem wir im Theater in Bildern kommunizieren:

Ich finde für meine Situation der Unterdrückung ein Bild und stelle es anderen vor: Das ergibt einen Code, den alle verstehen können sollten.

Nun müssen wir nicht an meinen Gefühlen diskutieren, an meiner Geschichte, sondern an dem Code, den alle verstehen, analysieren können: Ihre Assoziationen, Erinnerungen, Varianten einbringen, daraus entsteht eine Forumtheater-Szene, die für alle verständlich ein Unrecht darstellt, das verändert werden muss. Alle im Publikum verstehen den Code und können in ihrem folgenden Alltag entsprechende Szenen DeKodieren.

Codes in Gesprächen aufbauen

Codes sind immer neue freie Vereinbarungen. Die Grundlage: Wir wollen uns verständigen, nicht die anderen Missionieren, überreden, überzeugen. Jede Person darf bei ihrer Haltung bleiben.

Rassismus und Verschwörungs-Erzählungen wollen Angst verbreiten und Panik erzeugen, dass unsere Privilegien verloren gehen. Ausgehend von 150 Jahren Kolonialismus, die tabuisiert wurden, denke ich, dass wir vor allen Bescheidenheit lernen sollten, damit uns nicht die Klima-Katastrophe die nächsten Jahre hinwegfegt.

Das wäre eine Ausgangslage, die ich in ein Gespräch einbringen würde. Wer damit nicht einverstanden ist, muss mir erklären, was er dann mit und von mir will.

Jede Gruppe und Selbsthilfegruppe hat solche Grundlagen, und zum Umgang mit Ansteckungs-Ängsten, Hygiene, und Viren werden wir entsprechende Codes entwickeln.

Lasst uns nicht nur von den äußeren Vorschriften bestimmen: Den Rahmen selbst zu definieren, ist stabiler für unsere Gruppe.

Autoritärer Charakter und Impfpflicht

„An allem sind die Juden schuld“* ging mir durch den Kopf, als ich die nächste Argumentation für die Impfpflicht hörte, von jemand, den ich durchaus in mehreren Arten für gut Denkfähig hielt: Für ältere Semester die historische Fassung: Friedrich Holländers Text gesungen von Annemarie Hase: https://wordpress.com/post/gestaltmentor.wordpress.com/151

Beschämung und Diskriminierung

Antisemitismus, Beschämung und Diskriminierung waren wichtige Grundlagen des Faschismus, wie Stephan Marx herausgearbeitet hatte, der „verlorene Krieg“ mit der Dolchstoßlegende wirkte auf die militaristisch und nationalistisch eingeschworene Kaiserzeit wie eine Droge: Hitler wagte es in der Wunde zu bohren, sie zu nutzen.

Das tödlichste ist die Todesangst

und die Angst vor dem Schicksal, die Angst vor der Rache, Tallion, den Folgen der eigenen Taten, dem schlechten Gewissen. Das „vergessen wollen“ und die Unfähigkeit zur wirklichen Verdrängung belasten die Psyche der Täter.

Wo die Gefahr wächst, wächst das Rettende auch

hoffte Hölderlin, und mit so viele, die seine Zeilen schätzten:

  Mit gelben Birnen und mit Rosen voll
  hängt das Land in den See ...
  ... ihr holden Schwäne ... und trunken von Küssen
  taucht ihr das Haupt ins golden nüchterne Wasser ...

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Amanda Lears sagt:

    Die Schuld-Verschiebung ist immer ein Zeichen eines unreifen Charakters. Wer andere für das eigene Unbehagen verantwortet das heißt verpflichtet, sieht sich als minimales Opfer der Umstände und nicht als handlungsfähige erwachsene Person. Und das haben wir heute auch. Herzliche Grüße

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    1. Amanda Lears sagt:

      ich meinte maximales Opfer der Umstände … 🙂 danke fürs Folgen 🙏

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